Bari und die berühmten Öhrchennudeln
Pasta gehört einfach zu Italien, doch Pasta ist nicht gleich Pasta. Jede Form hat ihre Besonderheiten, und die Form beeinflusst den Geschmack und das Esserlebnis einer Pasta enorm. Wissenschaftlich betrachtet spielen die Oberflächenstruktur und die Form der Pasta eine entscheidende Rolle, denn sie bestimmen, wie viel Soße an der Nudel haftet und wie sich die Aromen entfalten. In Italien sind bestimmte Pastasorten oft eng mit einer Region verknüpft – so wie die Orecchiette in Apulien. Der Name „Orecchiette“ bedeutet übersetzt „Öhrchennudeln“, und die kleinen Nudeln sind eines der Wahrzeichen der Region. In vielen apulischen Restaurants findest du kaum eine andere Nudelsorte auf der Speisekarte.
Was macht die Orecchiette so besonders?
Die Form der Orecchiette ist einzigartig: Kleine, runde Mulden, die an kleine Ohren erinnern, mit einer leichten Wölbung und rauen Oberfläche. Diese Struktur sorgt dafür, dass Soßen – vor allem Apuliens traditionelle Gemüse- und Tomatensoßen – wunderbar haften bleiben und ihren Geschmack intensiv entfalten. Besonders gut harmonieren die Orecchiette mit kräftigen Soßen wie Cime di Rapa (Stängelkohl mit Knoblauch und Sardellen) oder mit Tomatensoßen, die häufig auch mit Ricotta angereichert werden.
Die „Via delle Orecchiette“ in Bari: Ein Fest für die Sinne
In ganz Apulien werden die Orecchiette oft handwerklich hergestellt, aber ein Ort ist besonders berühmt für seine Nudelkunst: Die Via delle Orecchiette in Bari, offiziell die Arco Basso genannt. Hier reiht sich ein Tapeziertisch an den nächsten, und auf ihnen präsentieren die „Nudelfrauen“ frisch hergestellte Orecchiette. Sie stehen oder sitzen hinter ihren Tischen und rollen in fließenden Bewegungen die kleinen Nudeln, die in die charakteristische Form gebracht werden. Dieses lebendige Handwerk kannst du täglich von früh am Vormittag bis zur Mittagszeit erleben – und das oft auch an Feiertagen.
Obwohl die Orecchiette die unangefochtenen Stars der Straße sind, gibt es hier auch andere Pastasorten – in verschiedenen Farben und Größen.
Lebendige Atmosphäre im Herzen von Bari
Die Via delle Orecchiette ist ein authentisches Erlebnis, das Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Da Bari ein beliebter Hafen für Kreuzfahrtschiffe ist, zieht es viele Reisende in die malerische Arco Basso. Im Sommer drängen sich hier oft hunderte Besucher, die gemeinsam mit den Einheimischen das geschäftige Treiben genießen. Unter dem kleinen Torbogen, der die Straße überdacht, sitzen Einheimische gemütlich bei einem Espresso und unterhalten sich lautstark – typisch italienisch und einfach wunderbar. Hier erlebst du Bari von seiner lebendigsten Seite.
Ein Tipp zur Haltbarkeit der Orecchiette
Wenn du ein Päckchen der Orecchiette mit nach Hause nehmen möchtest, achte auf die Haltbarkeit: Normalerweise bleiben getrocknete Nudeln etwa 6–8 Wochen frisch. Bei meinem letzten Besuch habe ich frische abgepackte Nudeln mitgenommen – leider waren sie bei meiner Ankunft zu Hause bereits schimmelig, da sie direkt nach dem Formen verpackt wurden und noch zu feucht waren. Greife daher am besten zu den bereits am Tisch liegenden Packungen, die von den Nudelfrauen angeboten werden. Diese haben genug Zeit zum Trocknen gehabt und halten sich üblicherweise problemlos. Die ganz frischen Nudeln eignen sich eher, wenn du sie gleich in einer Ferienwohnung oder Unterkunft selbst zubereiten möchtest.
Noch ein Tipp für alle, die es etwas ruhiger mögen
Falls du die Nudelherstellung in einer ruhigeren Umgebung erleben möchtest, lohnt sich ein Abstecher in die Strada Arco Alta oder die Strada Casamassimi. Auch hier gibt es Frauen, die frisch Pasta herstellen – ganz ohne die großen Menschenmengen.
Ein ausführlicher Stadtrundgang durch Bari, bei dem du natürlich auch die Via delle Orecchiette besuchst, folgt in Kürze.